Schule und Bildung

Nerven bewahren!

ansie · 18.07.2022

Alex Lypa - stock.adobe.com

Alex Lypa - stock.adobe.com

Das Schuljahr geht zu Ende, die Ferien beginnen, alle sind ausgelassen. Nur Emil traut sich nicht nach Hause. Lotta weiß, dass sie jetzt von ihren Großeltern nicht zum Eisessen eingeladen wird. Mia hat Angst, dass ihr Papa schimpft. Annett und Steffen sind enttäuscht, weil sie wissen, dass Ben so nie aufs Gymnasium kommt.

Wie können wir mit schlechten Noten umgehen? Wie können wir Kindern begegnen? Und welchen Stellenwert sollten Noten für Eltern haben? Das Wichtigste, was wir tun können, ist unser Kind als Mensch von seinen Leistungen zu trennen. Kinder sind nicht ihre Noten. Kinder sind wunderbare, individuelle Persönlichkeiten. Nicht um-sonst arbeiten immer mehr (freie, selten staatliche) Schule nicht mehr mit Noten, sondern anderen Rückmeldesystemen. Deshalb ist es von Schultag 1 an, aber eben besonders am Tag vor den Zeugnissen wichtig, dem Kind mitzuteilen, dass es geliebt wird und das sein Wert nicht über die Noten bestimmt wird.

Merken Eltern, dass sie dies zwar sagen, aber nicht fühlen, ist es wichtig, das Warum zu hinterfragen. Meist sind Erwachsene ebenfalls mit ständiger Bewertung und einer hohen Bedeutsamkeit von Noten seitens der Erwachsenen aufgewachsen. Denn für die meisten Eltern bedeuten schlechte Noten eine Gefahr für eine erfüllte und glückliche Zukunft für ihr Kind. Und wenn dieser elterliche Urwunsch nach einer besseren Zukunft in Gefahr ist, steuert viele Eltern nur noch die Angst. Und Angst macht wütend und schreit gern herum. Dieser Angst müssen sich Eltern also unbedingt stellen.
Das Kind trägt nicht die Verantwortung für elterliche Ängste sowie gesellschaftlichen oder familiären Druck nach guten Leistungen. Kinder sind Kinder. Erwachsene tragen Verantwortung. Beim Thema Zeugnis heißt dies, die eigenen Gedanken und Gefühle bei schlechten Noten zu hinterfragen und zu verändern. Dann kann mit dem Kind in Ruhe gesprochen werden. In diesem Gespräch sollte das Kind wieder hören, dass es geliebt und als vollwertige Person getrennt von seinen Noten gesehen wird. Danach kann man in Ruhe besprechen, wie es dazu kam und welche Ideen Kind UND Erwachse-ne haben, um (wenn von allen ge-wünscht!) die Noten nach den Sommerferien zu verbessern.
Der Knackpunkt liegt auf dem Zeitpunkt NACH den Sommerferien. Kinder möchten auch gute Noten haben und haben für diese Noten ihr bestmögliches gegeben. Das heißt auch, ein Kind mit schlechten und sehr schlechten Noten braucht (vielleicht sogar besonders) eine Lernpause und schöne Erlebnisse zum Auftanken.

Den schlechten Noten und dem Gespräch (welches eventuell im Streit verläuft) dürfen keine Strafen oder Drohungen folgen. Es wird ein Plan erstellt und wenn möglich Ursachen gefunden. Und dann werden die Ferien GENOSSEN.

Sollten die Eltern danach weiterhin beunruhigt oder verunsichert sein, sind folgende Ansprechpartner zu empfehlen:
+ Notentelefon (aktuell zu finden unter: https://www.bildung.sachsen.de/blog/)
+ Rücksprache mit der Schule
+ Familienberatung (z. B. Anne Siedentopf, www.herzensban.de (Autorin des Artikels)

Alle Ergebnisse aus diesen Gesprächen werden mit dem Kind am Ende der Ferien besprochen, damit es wirklich los-lassen kann. Für ein nächstes Schuljahr mit hoffentlich genauso viel Freude und eventuell besseren Noten.

Kategorien: Schule und Bildung

© 2024 Kind + Kegel WORTGEWAND GmbH