Schule und Bildung

Digitale Schulbücher

Susanne Heuer · 20.05.2021

Foto von Ernst Klett Verlag

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DAS WACHSENDE DIGITALE ANGEBOT DER SCHULBUCHVERLAGE ZU ENTDECKEN, LOHNT SICH

Die Digitalisierung des Unterrichts beherrscht seit einem guten Jahr die schulische Berichterstattung. Dateiformate, Plattformprobleme, Videokonferenzen und Datenschutz, Netzzugänglichkeiten, Hardwarebeschaffung und mehr wird zu Recht diskutiert. Frühere Einwände bezüglich der Einführung digitaler Me-dien haben sich inzwischen Lockdown-bedingt abgeschliffen und die Akzeptanz steigt. Betrachtet man Digitalisierungsmöglichkeiten im Unterricht Corona-ungetrübt und über Pandemie-Zeiten hinaus, erstaunt es allerdings, dass digitale Ausgaben der Schulbücher bisher kaum zur Sprache kamen. Was läge bei einer Trendwende weg vom Papier hin zu modernen Medienangeboten näher, als das bewährte Schulbuch durch eine E-book-Version zu ergänzen. Befragt man hierzu Eltern, stehen diese der Einführung zumeist sehr offen und positiv gegenüber. Allerdings scheuen sie sich oftmals vor Organisation, Beschaffung und Finanzierung. In Sachsen gilt Schulmittelfreiheit, d. h. Schulbücher können von den Schulen ausgeliehen werden.
Viele Eltern bemühen sich dennoch um eigene Exemplare der gedruckten oder digitalen Version für zu Hause. Denn in geborgten Ausgaben dürfen die Schüler keine Anmerkungen ergänzen. Zudem sind die hochqualitativen, prächtig bebilderten Hardcover-Werke von erheblichem Gewicht. Bei im Schnitt vier Fächern am Tag, wobei für jedes mindestens ein Hefter, Arbeits-, TÜ- bzw. Vokabelhelft, Schulbuch anfallen, dazu Schülerplaner, Federmappe mit Kleber, Schere, Zirkel, Brotdose, Trinkflasche, ggf. Sportsachen, Kunstmaterial ..., bringen die Rucksäcke der Kinder locker 10 Kilo auf die Waage – also 10 Milchpackungen! Eine digitale Version der Schulbücher brächte hier deutlich Entlastung.

Tatsächlich bieten alle Schulbuchverlage digitale Medienformate an. Hierzu gehören vor allem E-Books der verlags-eigenen Schulbücher und Arbeitshefte, aber auch zusätzliche Formate und Zusammenstellungen ergänzender, passgenauer Zusatzmaterialen. Bis auf ältere Druckversionen sind nahezu alle Print-Bücher im digitalen Format erhältlich.
Um ein digitales Schulbuch nutzen zu können, muss man für dieses über die Internetseite des Verlages eine Nutzungslizenz kaufen. Prinzipiell können Eltern Einzellizenzen mit Laufzeiten von einem bis zu vier Jahren und teilweise sogar unbegrenzter Dauer erwerben. Eine Einjahreslizenz kostet zwischen vier und 25 Euro. Die angebotenen Zeitspannen und Preise variieren von Verlag zu Verlag. Bei bereits erfolgtem Kauf ganzer Klassensätze der gedruckten Version, besteht zudem die Möglichkeit auch Lizenz-Klassensätze deutlich preiswerter zu beziehen.

Wurde eine Lizenz käuflich erworben und die Bezahlung ist über gebräuchliche Kanäle wie Paypal, Kreditkarte oder Überweisung erfolgt, wird pro Ausgabe, d. h. pro Schüler und Buch, ein Lizenzschlüssel direkt angezeigt oder per Mail zugesendet. In der Regel entsprechen die digitalen E-Books der Druckversion. Viele Verlage bieten ergänzende, implementierte und direkt an entsprechender Stelle verankerte Zusatzmedien in Form von Audio- und Videoaufnahmen, interaktiven Elementen, Dokumenten und anderem an. Die E-Books sind online über den Browser oder die zugehörigen Apps, on- oder offline als Download, erhältlich. Der Umgang mit den digitalen Büchern ist intuitiv und selbsterklärend. Es besteht die Möglichkeit Ansichten zu vergrößern sowie Lesezeichen, Kommentarfelder, Notizen und Hervorhebungen zu setzen und zum Teil zusätzliches Material hochzuladen. Es kann also direkt am und mit dem Text gearbeitet und dies auch abgespeichert werden.

Sollen digitale Medien mehrerer Anbieter bezogen werden, lassen sich über die verlagsübergreifende Plattform „Bildungslogin“ alle Lizenzen unterschiedlicher Anbieter bündeln. Offline-Arbeit ist damit aber leider nicht möglich. Insgesamt beansprucht die Einrichtung der zahlreichen Accounts, Recherchen verfügbarer Lizenzen, die Einkäufe, Aktivierungen und ggf. Kopplungen mit dem Bildungslogin sowie App-Installationen erhebliche Zeitressourcen und finanzielle Aufwendungen. Dennoch sollte man sich nicht ab-schrecken lassen. Finden sich mehrere Familien einer Klasse zusammen, kann sich ausgetauscht und in Arbeitsgänge hin-eingeteilt werden. Und wenn sich über die Schule engagierte Lehrer bereit erklären, die Bestellungen zu übernehmen, können sogar große Beträge gespart werden.

Optimal wäre zukünftig die selbstverständliche Bereitstellung der digitalen Versionen begleitend neben analogen Schulbuch-Ausgaben – vorzugsweise auf bereits bestehenden Schulplattformen. Viele Verlage bieten für Lehrer ebenfalls Organisations-Plattformen zusammen mit umfang-reichen Möglichkeiten zur Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung sowohl offline als auch online an. Diese ermöglichen das Zusammenstellen, Teilen, Rückmelden und die Erhebung von Lernständen innerhalb der angelegten Klassen. Außer-dem beförderten die anhaltenden Schulschließungen einen starken Ausbau an Unterstützungsangeboten bezüglich Distanzlernens von Seiten der Verlage. Zahlreiche praktische Hilfen stehen kostenlos nach Fach und Klassenstufe sortiert zum Download zur Verfügung. Ein Blick auf die Webseiten wird belohnt. Bezüglich digitaler Lernangebote verspricht es spannend zu bleiben und eins ist sicher, es kann noch viel entdeckt und ausprobiert werden!
 

Kategorien: Schule und Bildung

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