Schwangerschaft & Baby

Wie wichtig ist Stillen und was ist eine Frauenmilchbank?

PR · 08.12.2023

Lange Zeit war das Stillen die einzige Möglichkeit, das Neugeborene zu ernähren. Skelettfunde aus der Steinzeit belegen, dass Kinder damals erst nach sechs bis sieben Jahren vollständig abgestillt wurden. Die Zeitspanne verkürzte sich mit dem Sesshaftwerden des Menschen auf etwa zwei Jahre. War der Mutter das Stillen nicht möglich oder aus gesellschaftlichen Gründen untersagt, übernahmen Ammen diese lebensnotwendige Pflicht. Die Kehrtwende kam in den 1980er Jahren und gipfelte 1992 in der Forderung der WHO, dass sich jeder Staat für den Schutz, die Förderung und die Unterstützung des Stillens einsetzen soll. 1994 entstand in Deutschland die nationale Still-Kommission.

Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums Chemnitz ist Mitglied von „Babyfreundlich“, einer Initiative, die sich für das Stillen einsetzt. Besonders geschultes Personal kümmert sich rund um die Uhr um Mütter und berät sie beim Anlegen, Stillen und anderen Fragen rund ums Baby. Zusätzlich stehen ausgebildete Stillberaterinnen unterstützend zur Seite. Mutter und Kind werden nicht getrennt, auch beim Kaiserschnitt ist das sogenannte Bonding – der Erstkontakt von Mutter und Kind direkt im OP-Saal möglich. Später können die jungen Eltern in den Familienzimmern rund um die Uhr mit ihrem Baby zusammen sein. Kommt ein Kind zu früh auf die Welt, ist eine frühe Bindungsförderung durch die räumliche Nähe zwischen Geburtshilfe und Neonatologie gegeben.

Kranke Neugeborene und Frühgeborene brauchen nach der Geburt kinderärztliche Unterstützung und meist eine zeitweilige Betreuung in der Kinderklinik. Besonders für diese Kinder ist die Ernährung mit Muttermilch die erste Wahl. Die Vorteile dieser natürlichsten Ernährung sind mittlerweile unumstritten. Muttermilch schützt Neugeborene vor Infektionen, stärkt das Immunsystem und fördert die Entwicklung und Reifung der Kinder. So ließ sich zum Beispiel speziell für sehr kleine Frühgeborene das Risiko, an einer potentiell lebensbedrohlichen Darmentzündung zu erkranken, erheblich senken und eine verbesserte neurologische Entwicklung erreichen.

Leider ist nicht immer ein Stillen von Anfang an möglich. Manchmal reicht auch die eigene Muttermilch nicht aus. Dann ist ein besonderes Stillmanagement notwendig. Das Klinikum Chemnitz als Perinatalzentrum Level 1, also als Zentrum der höchsten Versorgungsstufe, setzt alles daran, das Stillen und die Eltern-Kind-Bindung bestmöglich zu fördern. Ist ein Anlegen des Babys zunächst nicht möglich, sorgen Stillberaterin und Kinderkrankenschwestern für die Anleitung und ein regelmäßiges Abpumpen der Milch zur Förderung des Milchflusses. Die erste Milch, das sogenannte Kolostrum, ist dabei besonders wichtig für Frühgeborene. Reicht die Muttermilch nicht aus oder ist die Gabe aus medizinischen Gründen nicht möglich, kann auf Spendermilch aus der Frauenmilchbank zurückgegriffen werden. Die Frauenmilchbank im Klinikum kann auf fast 80 Jahre Erfahrung zurückblicken. Damit ist die bestmögliche Versorgung der Frühgeborenen und kranker Neugeborener sichergestellt.

www.klinikumchemnitz.de

 

Dr. med. Ulrike Fleischer

Leitende Oberärztin

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

     
 

Dr. med. Johanna Rose

Oberärztin

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Kategorien: Schwangerschaft & Baby , Ratgeber

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