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The Whale

Charlotte Liebstein · 23.03.2023

© Courtesy of A24

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Das Drama „The Whale“ von Regisseur Darren Aronofsky erscheint am 27.04.2023 in den deutschen Kinos. Wir haben uns den Film für euch angesehen. Für den Fall, dass Mama und Papa mal wieder Zeit für einen Kinoabend haben.

Die Hauptfigur Charlie, gespielt von Hollywood-Star Brendan Fraser, ist ein einsamer, fettleibiger Mann, der seine Frau und Tochter vor 8 Jahren für einen Mann, einen seiner Studierenden, verlassen hat. Seit dessen Tod befindet sich Charlie in einem emotionalen Tief und lässt sich komplett gehen.


Im Fokus des Films ist seine Krankheit, bedingt durch die starke Fettleibigkeit. Jedoch geht es nicht allein um ihn, auch die vier weiteren Personen, die im Drama nacheinander auftreten, spielen eine große Rolle für den Film. Alle von ihnen kommen zu ihm, um ihm zu helfen. Diese Personen sind zum Einen Liz, eine Pflegekraft, die sich täglich um Charlie sorgt. Zum Anderen Thomas, der sich als Missionar der „New Life“- Glaubensgemeinschaft ausgibt, sich jedoch herausstellt, dass er ihm nur helfen wollte, um sein eigenes Gewissen rein zu waschen. Außerdem taucht seine Tochter Ellie nach 8 Jahren bei ihm auf, obwohl er sie damals verlassen hat. Und da ist schließlich seine Ex-Frau und Ellies Mutter, welche eigentlich nur wegen Ellie gekommen ist aber in einem schwachen Moment in Mitleid mit Charlie verfällt.


Charlie jedoch währt sich gegen jegliche Hilfe, will in keinem Fall ins Krankenhaus. Stattdessen stopft er tonnenweise ungesundes Essen in sich hinein, woran er zu sterben droht. Dies ist ihm durchaus bewusst und sein einziger Wunsch, bevor er stirbt, ist seinen Essay über „Moby Dick“ ein letztes Mal zu hören. Dessen erste Zeilen ziehen sich wie ein Strang durch den Film und wiederholen sich immer wieder, denn die Geschichte setzt er mit seinem eigenen Leben gleich. Die Kulisse ist über den ganzen Film die gleiche. Er unterrichtet online Studierende englischer Literatur an einer Hochschule, was ihn als einziges am Leben, hält zusammen mit dem Essen.

Dadurch, dass sich die komplette Handlung in einem einzigen Raum abspielt, bekommt der Film eine Kammerspiel-artige Wirkung. Die stimmungsvolle Musik unterstreicht die Handlung und lässt den Film sehr intensiv und dramatisch wirken. Obwohl man anfangs regelrecht eine Abneigung gegenüber Charlie verspürt, da man noch recht distanziert ist und seine Geschichte nicht kennt, entwickelt man doch während des Verlaufs der Handlung eine Art Sympathie zu ihm. Dazu hat bestimmt nicht wenig sein Darsteller beizutragen, der die Rolle überaus empathisch verkörpert und vor allem mit seiner intensiven Mimik überzeugt. Ihm lassen sich seine Emotionen regelrecht aus seinem Gesicht ablesen. Es wird sehr ausführlich gezeigt, wie schwer es ihm fällt, jede kleinste Bewegung auszuführen und mit wie viel Anstrengung er seinen Alltag bewältigt. Nichtsdestotrotz verliert er die Freude und seinen Humor nicht.

An manchen Stellen wird Charlie schon fast übersteigert und extrem dargestellt und man sieht bis ins Detail, wie er haufenweise Pizza in sich hineinschlingt oder sich mit Schokoriegeln vollstopft. Man fühlt richtig mit ihm mit und merkt, dass es für alle eine Zerreißprobe ist. Als Charlie am Ende sehr mysteriös in den Himmel steigt und ein Licht erscheint ist nicht nur er, sondern auch man selbst als Zuschauer:in auf eine Art und Weise erleichtert. Diese ganze Spannung wird ebenfalls dadurch erzeugt, dass die Sicht auf einen Raum beschränkt ist und man den Protagonist:innen quasi auf Schritt und Tritt folgt.

Alles in allem ein sehr mitreißender und emotionsgeladener Film, empfehlenswert für Erwachsene, aber auch für Jugendliche.

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