‚Stell dir vor, du bist ein Schaf.‘

‚Stell dir vor, du bist ein Schaf.‘ Du – das Schaf – lebst mit vielen anderen Schafen auf einer saftig-grünen und sicheren Wiese. In der Ferne, auf dem großen, weiten Meer, kommt ein anderes Schaf mit einem löchrigen Boot auf euren sicheren Felsen zugetrieben und fleht um Hilfe. Ihr habt Interesse an dem Schaf, ihr habt auch Mitleid, ihr versucht zu helfen – aber alles aus sicherer Entfernung und ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Und als das Schaf mit dem maroden Boot droht, zu ertrinken, macht ihr schnell eure Augen zu. So etwas Schreckliches will ja niemand sehen.

Augen zu. Dunkelheit. Oder doch nicht?

Auf wunderbare Weise spricht das Buch mit dem lesenden Kind. Es spricht das Kind direkt an, indem es Fantasie und Empathie fordert. Ohne zu dramatisieren vermittelt es die Not des flüchtenden Schafes und zeigt zugleich auf, wie sich die anderen Schafe in vermeintlicher Sicherheit wägen und aus dieser heraus Ängste, Vorurteile und Schein-Solidarität hervorbringen. Insofern ist dieses Buch auch ein wichtiger Appell an die erwachsenen Leser:innen. Es macht betroffen, es macht traurig. Das Ende des Buches macht vor allem eins: Es vermittelt dem Kind, dass es auch alleine stark genug ist, zu helfen. Dass es gut ist, die Augen nicht zu verschließen. Es vermittelt, dass es auf jeden Einzelnen ankommt. Dass Mut auch heißt, andere zu überzeugen und über eigenen scheinbaren Hürden zu springen und Dankbarkeit ein wunderbares, warmes Gefühl ist.

Der komplette Erlös des Buches geht an Menschen, die sich um Geflüchtete kümmern und Mitmenschen überzeugen, menschlich zu handeln.

Ich empfehle daher das Buch für Leser zwischen 4 und 99 Jahren.