Kaleidoskop

Ist Wasser für jede:n endlos verfügbar?

PR · 04.03.2021

Wie lange brauchen Sie morgens, um zu fließendem Wasser zu kommen? Wahrscheinlich weniger als eine Minute bis ins Bad, wo Sie sich waschen können und dann nochmal genauso lange in die Küche, wo Sie sich mit dem Wasser bsw. einen Kaffee kochen können.

Was aber, wenn der Weg ins „Bad“ erstmal 5km weit weg wäre. Würden Sie dann halb in der Nacht aufstehen müssen, um noch rechtzeitig auf Arbeit anzukommen oder würden Sie pragmatischerweise vielleicht auch einmal das Waschen weglassen und hoffen, dass Sie sich auf Arbeit ja dann einen Kaffee kochen können? Was aber, wenn Ihre Familie darauf angewiesen ist, dass Sie morgens das Wasser in einem schweren Eimer auf den Schultern zu Fuß holen und es auf Ihrer Arbeit ebenso wenig Wasser gibt?

Diese Situation wäre wahrscheinlich auf Dauer anstrengend und im jetzigen Moment für uns schwer vorstellbar. Dennoch hat etwa einer von zehn Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und wenn, dann ist das Wasser in Entwicklungsländern in der Nähe der Dörfer oft verschmutzt und kann so zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Cholera führen. Anders ausgedrückt haben weltweit 2,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen (= 1/3 der Weltbevölkerung) wie Latrinen, Toiletten und Abwassersystemen, die wirklich funktionieren. Tatsächlich haben so mehr Menschen Zugang zu einem Smartphone als zu einer Toilette.

Ist das Wasser knapp oder nicht verfügbar, müssen es die Menschen kaufen. Es ist aber viel zu teuer. Geben die Familien dann ihr Geld für Wasser aus, bleibt ihnen für andere wichtige Bedürfnisse, wie für medizinische Versorgung und die Schule noch weniger übrig. Der bequeme Zugriff auf eine Wasserversorgung mit sauberem Wasser in Ländern wie Deutschland führt zu einem Überkonsum an Wasser und fördert die Auffassung, dass Wasser für jede:n endlos verfügbar ist.

Das Kinderhilfswerk PLAN International e.V. setzt sich u.a. mit seiner Projektarbeit in über 70 Ländern auf drei Kontinenten für Hygiene für alle ein. Von PLAN gibt es Aktionsgruppen aus verschiedenen Städten in Deutschland, so z.B. unsere aus Dresden. Wir sind eine relativ kleine AG mit 10-15 Mitgliedern, PLAN ist ansässig in Hamburg und die dortige AG ist fast wie eine große Firma aufgebaut. Dennoch sind wir auf relativ vielen Messen, Events, Ausstellungen vertreten und versuchen mit städtischen Aushängeschildern, wie dem Theaterkahn in Dresden zum Weltmädchentag am 11.10. zusammenzuarbeiten. Das ist ein internationaler Feiertag, der auch auf PLAN´s Bemühungen hin entstanden ist, aufgrund der Tatsache, dass es bis heute kein Land auf der Welt gibt, wo Geschlechtergerechtigkeit herrscht. Deshalb werden an diesem Tag Wahrzeichen und Gebäude mit dem Gleichheitszeichen angestrahlt.

PLAN funktioniert mit Patenschaften. Bei einer Patenschaft bekommen Sie regelmäßig Entwicklungsberichte aus der Region des Kindes und Sie können ständig per Post und Mail in Kontakt mit Ihrem Patenkind stehen. Vor Corona waren auch Besuche möglich, die von PLAN organisiert werden. Unsere Vorsitzende der AG Dresden, Susann Maria Seibert, hat mittlerweile zwei Patenkinder in Indien, die sie schon besuchen war vor drei Jahren. Dort stieß sie auch auf eben jenes Wasserproblem, von dem besonders Mädchen betroffen sind. Denn sie sind es, die das Wasser zu Fuß holen müssen, da ihnen in den meisten Ländern die Verantwortung übertragen wird, von der einzigen Wasserstelle, die kilometerweit entfernt liegt.

Oft müssen sie dann noch eine halbe Stunde warten, weil noch andere Wasser holen gehen. Viele verpassen sogar den Unterricht oder kommen zu spät zur Schule. Wenn diese auch keinen Brunnen oder Toiletten, getrennt für Mädchen und Jungen hat, gehen sie dort häufig erst gar nicht hin. Diese dann entstehende Lücke in der Bildung zusammen mit der sowieso vorherrschenden Bildungs- und Arbeits-Benachteiligung von Mädchen und Frauen führt zu einem späteren sehr niedrigen Einkommen oder vorher noch zu Kinderhandel und Zwangsverheiratung im Kindesalter.

Die Mädchen müssen im Haus kochen, putzen und ihren jüngeren Geschwistern helfen, sich zu waschen, so müssen sie auch oft das Wasser ganz alleine holen. Dabei können sie jedoch leicht überfallen oder missbraucht werden. Wenn sie unterwegs auf Toilette müssen, müssen sie in einen Busch gehen und können sich nicht die Hände waschen, was besonders in Pandemiezeiten noch folgenreicher sein kann.

Wasser spielt auch eine große Rolle, wenn Mädchen in die Pubertät kommen und ihre Regel einsetzt. Um sich waschen zu können, brauchen sie einen sicheren Raum, den es in Schulen so gut wie nicht gibt. Das bemerkte Susann auch auf ihrer Indienreise. Auf den Bildern sieht man einen Vorher-Nachher-Vergleich der Schultoiletten. Susann sprach mit den Schulbehörden und setzte zusammen mit diesen und mit lokalen Akteur:innen von PLAN eine Besserung in diesem Bereich durch. Ebenso sah sie so genau, wo ihr Geld ankommt und eingesetzt wird.

Vor der Reise sammelte sie in ihrer Schule (sie ist Lehrerin in einer Dresdner Oberschule mit hohem Migrationsanteil) Büroartikel, die sie der Schule stiftete, wofür ihr die Schulkinder sogar die Füße küssen wollten, was für sie erst einmal befremdlich war.

Susann konnte sich aber auch von renovierten Klassenräumen überzeugen, die mit Geld von PLAN gestaltet wurden. Die Lehrer:innen berichteten ihr ebenso von der Reformpädagogik, mit initiiert von PLAN. Dabei geht es u.a. um Wissensvermittlung zu Kinderrechten, die Kinder lernen, dass und wie sie sich organisieren und beteiligen können und sich so auch gegen Themen wie Kindesmissbrauch, Abtreibung weiblicher Föten, Kinderheirat und sexualisierte Gewalt positionieren können, die häufig aufgrund von tradiierten Normen noch mancherorts Alltag sind. Z.B. können sie dann auch Kinderklubs und Jugendkomitees gründen.

Ferner beteiligt sich PLAN in Indien am Aufbau von funktionierenden staatlichen Kinderschutzeinrichtungen. Denn obwohl die indische Regierung Gesetze zum Schutz von Kindern erlassen hat, sind sie innerhalb der Bevölkerung kaum bekannt und finden seitens der Behörden wenig Anwendung.

Die große Vielfalt an Völkern und Sprachen stellt Indien vor besondere politische und administrative Herausforderungen. Einer hochentwickelten Technologieindustrie im Süden des Landes steht eine zusehends verarmte Landbevölkerung im Norden gegenüber, die in die Slums der Großstädte abwandert. PLAN International verlagert seine Programmarbeit deshalb zunehmend in den extrem armen Norden.

 

Falls Sie mehr an der Arbeit interessiert sind, können Sie auch gern bei unserer AG vorbeischauen, wir freuen uns immer über neue coole Mitglieder, Kontakt und Infos sind hier zu finden: dresden.plan-aktionsgruppen.de

www.plan.de

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