Kaleidoskop

Die Work-Life-Balance ist kein Hochseilakt

Adina Schütze · 05.09.2018

Ein ganz normaler Tag, der ganz normale Wahnsinn: Der Wecker klingelt zeitig, schnell die Kinder wecken, frühstücken, alle fertig machen, zur Kita und zur Schule befördern. Rechtzeitig auf Arbeit sein. Am späten Nachmittag das Gleiche retour. Abendessen, Abendrituale, kurz durchatmen, bis der Kreislauf von neuem beginnt. Hoffentlich ist bald Wochenende! Und hoffentlich wird keiner krank, streikt die Kita nicht und fallen keine Schulstunden aus. Der Tag von Familien ist dicht gepackt und durchstrukturiert. Wer kurze Wege und einen kulanten Arbeitgeber hat, kann sich glücklich schätzen.

Zwischen Beruf und Familie wählen zu müssen, ist nicht zeitgemäß und so wagen viele den viel zitierten Spagat zwischen Erwerbsarbeit und häuslichem Glück. Alle wollen die Work-Life-Balance halten und dabei nicht in die Teilzeitfalle tappen. Eigentlich waren doch weder der Job noch die Kinder als Last geplant. Doch nun endlich die gute Nachricht: Es gibt sie – die familienfreundlichen Arbeitgeber. Nach einem guten Beispiel muss ich gar nicht lange suchen. Die Redaktion von Kind + Kegel funktioniert nicht nach einem professionalisierten Zeiterfassungssystem. Arbeit wird gemacht, wenn sie anliegt, im Büro oder spontan vom Home Office aus. Flexible Teilzeitmodelle sind an der Tagesordnung. Fehlt eigentlich nur das Still- und Spielzimmer, wenn der Nachwuchs doch mal mit muss.

Familienfreundlichkeit wird zum Wirtschaftsfaktor

Familienfreundlichkeit wird, zum Glück, neben Aufstiegschancen, Einkommenshöhe und Firmenwagen zum Qualitätskriterium für Erwerbsarbeit. Wer arbeitet, kann auch andere Prioritäten setzen und es ist logisch, dass ein familienfreundliches Arbeitsklima eine sinnvolle Investition und ein Faktor der Wirtschaftlichkeit ist. Doch was genau heißt familienfreundlich? Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, muss einen Arbeitsplatz familienfreundlich zu machen? Nicht immer sind sich Arbeitgeber darüber im klaren, worauf es Müttern und Vätern ankommt und auch Familien kennen ihre Möglichkeiten nicht immer.

Um neue 'Bavarianer' anzuwerben, stellt beispielsweise die Klinik Bavaria in Kreischa ihre familientauglichen Skills deutlich heraus. So werden die Mitarbeiter bei der Suche nach einer kliniknahen Kita unterstützt, können bei der Dienst- und Urlaubsplanung aktiv mitwirken und den Arbeitsbeginn der Kitaöffnungszeit anpassen.

Telearbeit, Jobcharing, Sabatical und weitere Maßnahmenpakete

Empfehlungen, mit welchen Maßnahmen Unternehmen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken können, gibt zum Beispiel der Bund. Der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit gibt Aufschluss über den Istzustand und liefert eine gute Übersicht, welche Maßnahmen greifen. In der Kategorie flexible Arbeitszeiten reicht das Spektrum von Vertrauensarbeitszeit, über Telearbeit und Jobcharing bis hin zu Sabaticals. Geht es um die Teilnahme bei der Betreuung von Angehörigen, sind Betriebskindergärten und Tageselternservices zwar ein seltenes Angebot an Arbeitnehmer, aber immerhin möglich. Deutlich zugenommen haben die Maßnahmen zur Förderung zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Trotzdem kommt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Schluss: "Noch besteht zwischen den Angeboten der Unternehmen und den Bedarfen der Beschäftigten eine Lücke. Hier müssen die Unternehmen noch innovativer werden und neue Zielgruppen wie Väter, Alleinerziehende und pflegende Beschäftigte mit in den Blick nehmen." Das war 2016, wir sind auf den nächsten Monitor, der zeitnah kommen müsste, gespannt.

 

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