Ratgeber

Reiseimpfungen

Dr. Norbert Lorenz · 06.09.2018

Die Sommerferien sind vorbei. Doch nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub, wie man so schön sagt. Und besonders im Winter sind Reiseziele wie Thailand, Bali oder andere ferne Länder sehr beliebt. Ein besonders wichtiges Thema ist dabei das Impfen, besonders, wenn man mit Kindern reist.


Wenngleich die meisten Reiseveranstalter in den Buchungsunterlagen darauf hinweisen, dass sich die Familien reisemedizinisch beraten lassen sollten, erleben wir Mediziner immer wieder, dass gesundheitliche Aspekte einer Reise oftmals nicht oder zu spät bedacht werden. Trotzdem ist es im wahrsten Sinne des Wortes nie zu spät dafür.

Informationsstellen

Zunächst stellt sich die Frage "Wo sollte man sich informieren?" Mehrere Organisationen geben dazu Empfehlungen: So gibt es z.B. bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und internationale Gesundheit e.V. (DTG), dem Zentrum für Reisemedizin (CRM) oder dem Forum für Reisen und Medizin (FRM) eine Liste mit reisemedizinisch ausgebildeten Ärzten und Institutionen. Auskunft über entsprechende Beratungsstellen geben ebenso die lokalen Gesundheitsämter, die zusätzlich meist eine Impfstelle unterhalten. In vielen Großstädten gibt es auch tropenmedizinische Einrichtungen in Krankenhäusern oder Reisepraxen. Ein Termin zur Beratung steht dort oftmals auch ganz kurzfristig zur Verfügung.

Neben der allgemeinen medizinischen Beratung zu Land und Leuten, nimmt die Impfberatung in der Tätigkeit entsprechender Praxen breiten Raum ein. Zur Beratung sollten Familien unbedingt ihre Impfausweise mitbringen. Es ist für uns immer wieder erschreckend, dass Familien zur Beratung kommen, die nicht wissen, wo ihr Impfausweises ist oder deren Impfausweise gravierende Lücken aufweisen.

Grundimmunisierung nach STIKO oder SIKO sinnvoll

Zunächst gilt: Wer ins Ausland reist, sollte unbedingt entsprechend den Empfehlungender Deutschen oder besser sächsischen Impfkommission geimpft sein. Gerade Impflücken bei der Masernimpfung oder auch fehlende Auffrischung von Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten, können reisende Familien, aber auch Menschen im Ausland, gefährden. Über die Notwendigkeit der FSME-Impfung habe ich in der Juni-Ausgabe informiert. Für alle Reisenden ist zudem eine Impfung gegen Hepatitis A (ansteckende durch Wasser und Lebensmittel übertragene Gelbsucht) zu empfehlen, bzw. auch Hepatitis B (diese wird über Blut oder Geschlechtsverkehr übertragen), wenn diese noch nicht erfolgt ist. Gerade in Zeiten von Migration und Bürgerkriegen, muss auch wieder zur Auffrischung der Kinderlähmungsimpfung geraten werden. Je nach Reiseziel empfehlen wir auch Impfung u.a. gegen Typhus, Meningokokken Meningitis, Japanische Enzephalitis und Tollwut. Letzteres halten wir Reisemediziner besonders für Reisende nach Südostasien wichtig. Dort sterben jährlich Tausende an dieser absolut tödlichen Erkrankung. Eine Tollwutimpfung im Ausland ist nicht jedermanns Sache und manchmal auch gar nicht verfügbar.

Vor und Nachteile der entsprechenden Impfungen werden Ihnen Reisemediziner bei der entsprechenden Beratung genauer erklären. Eine interessante Impfung stellt die Schluckimpfung gegen Cholera dar, die als Nebeneffekt auch die Häufigkeit von Reisedurchfall um ca. 21 Prozent senkt und damit eine der wirksamsten Impfungen überhaupt darstellt. Zum Abschluss noch eine gute Nachricht: Auch bei Last-Minute-Reisen sind Impfungen möglich, gerade die Kombination von Impfstoffen erhöht deren Effektivität. Trotzdem sollte man sich natürlich so früh wie möglich beraten lassen. Die zweite gute Nachricht: Die meisten der Reiseimpfungen heute sind ausgesprochen gut verträglich. Und schließlich: Die meisten gesetzlichen Krankenkassen zahlen heute auch für Reiseimpfungen, da sie erkannt haben, dass  Impfen schützt: die Reisenden vor Krankheiten und die Krankenkassen vor hohen Folgekosten.

Dr. Norbert Lorenz, Oberarzt
in der Kinderklinik am Städtischen Klinikum Dresden-Neustadt
Reisemediziner Reisepraxis Dresden BCRT

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